Chronik

Der Anfang

Schon vor 1927 wurde in Karlsbrunn Sport getrieben, doch gab es immer wieder Schwierigkeiten bei der Durchführung, weswegen bereits 1926 von Hans Göbel und Rudolf Voltz angeregt wurde, einen Turnverein zu gründen. 1927 war es dann endlich so weit, denn Hans Göbel, Rudolf Voltz, Erich und Jakob Röller, Ludwig Blatter, Willi Regitz, Jakob Müller, Wilhelm Desgranges, Max Lehmann, Fritz und Wilhelm Krieger, Peter Dengel, Günther Sproßmann sowie Friedrich Barthel traten zusammen und gründeten den Turnverein Karlsbrunn. Der erste Vorstand in der Geschichte des TVK setzte sich folgendermaßen zusammen: 1. Vorsitzender: Günther Sproßmann, 1. Schriftführer: Friedrich Barthel, 1. Kas­sierer: Jakob Müller, Turnwart: Rudolf Voltz.

Seinerzeit wurden im Rahmen der Übungsstunden Leichtathletik, Handball und natürlich Geräteturnen, meist an Geräten, die von anderen Turnvereinen übernommen worden waren, betrieben. Da es aber noch an einer Turnhalle mangelte, diente für manche Übungsstunden das Spielfeld des Jugendbundes in der Lauterbacher Straße als Sportstätte. Andere Stunden, meist das Turnen, fanden im Saale des Gasthauses „Waldeslust“, dem heutigen „Warndthotel Waibel“, statt, wo aber kein geregelter Übungsbetrieb durchgeführt werden konnte. So reifte der Gedanke zum Bau einer vereinseigenen Turnhalle.

Bereits 1930 begannen die Vorbereitungen zum Turnhallenbau, doch es sollten noch vier Jahre ins Land gehen, ehe man mit dem Vorhaben beginnen konnte, denn die Finanzierung stellte ein sehr großes Problem dar. Schließlich hatte man es doch erreicht, die Gelder durch Spenden aufzubringen, die von Seiten der Deutschen Turnerschaft (30.000 Mark), vom Kreis, von der Bürgermeisterei und der Gemeinde (je 3.000 Mark), vom Deutschen Studentenbund und den Vereinsmitgliedern kamen. Um die Baukosten, die immerhin noch 50.000 Mark betrugen, gering zu halten, war der Verein auf die freiwilligen Eigenleistungen der Mitglieder angewiesn, die in Handlangerdiensten und Steinebrechen be­standen. Nicht in Vergessenheit geraten sollte allerdings die Hilfe der arbeitslosen Turner der Umgebung und von Frankfurter Studenten, die, gegen Entgelt, dem TV Karlsbrunn beim Turnhallenbau zu Hilfe kamen.

1936 war die Halle nach dreijähriger Bauzeit fertiggestellt, doch kurz nach der Inbetriebnahme war, auf Grund der veränderten politischen Lage ein geregelter Turnbetrieb nicht mehr möglich. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kamen die Aktivitäten des TVK völlig zum Erliegen.

In der Zeit vor dem Kriege spielte der Turnverein, als damals einziger Verein in Karlsbrunn, im gesellschaftlichen Leben des Ortes eine bedeutende Rolle, wobei die alljährlichen Schauturnvorführungen, für damalige Verhältnisse, große Ereignisse gewesen sein sollen.

Der Neubeginn

Erst fünf Jahre nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges gründeten einige Turnbrüder unter der Führung von Heinz Müller den TVK neu. Am 28. Oktober 1950 wurde im Lokal Wilhelm Regitz in Gegenwart von 20 Erwachsenen, neun Jugendlichen und drei Schülern die Neugründung des Turnvereins einstimmig beschlossen. Es dauerte jedoch noch bis zum 12. Dezember desselben Jahres, bis der Turnverein Karlsbrunn als sporttreibender Verein zugelassen wurde. Auch mußte erst noch die Rückgabe der unter Zwangsverwaltung stehenden Turnhalle beim Saarländischen Sportverband erwirkt werden. Die Halle hatte in der Zeit des Krieges kaum gelitten, doch war eine Renovierung nötig. Darüber hinaus mußten auch neue Geräte angeschafft werden, was durch Zuschüsse verwirklicht werden konnte.

Der Vorstand der Phase des Neubeginnes setzte sich wie folgt zusammen: 1. Vorsitzender: Heinz Müller, 2. Vorsitzender: Walter Engstler, 1. Schriftwart: Reinhard Röller, 2. Schrifwart: Ernst Regitz, 1. Kassenwart: Albrecht Herth, 2. Kassenwart: Rudolf Voltz.

In diese Zeit der Vereinsgeschichte fällt auch die Gründung der Sparte „Schüt­zen“ (28.1.1956) und die der Sparte „Tischtennis“: während aber den Schützen ein rascher Aufstieg widerführ, mußte die Sparte „Tischtennis“ nach einiger Zeit aufgelöst werden.

 

Die Krise

Nach diesem Zeitabschnitt des Neuaufbaues des Turnvereins Karlsbrunn folgte 1964 eine Zeit der Krise, die dadurch ausgelöst wurde, daß kein Vereinsmitglied mehr bereit war, den Vorsitz über den Verein zu übernehmen. Zudem war der Verein durch die Renovierungs- und Unterhaltskosten für die Turnhalle in große finanzielle Schwierigkeiten geraten. In dieser Notsituation wurden in einer außerordentlichen Generalversammlung am 10. September 1964 Gün­ter Seel zum ersten Vorsitzenden und Horst Aubertin zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Der neue Vorstand konnte die Finanzkrise durch die kostenlose Übereignung der Turnhalle an die Gemeinde lösen. Im Gegenzug erhielt der TVK das kostenfreie Nutzungsrecht, was in einem bis heute gültigen Schenkungsvertrag festgehalten wurde. Nachdem sich die Halle nun im Besitz der Gemeinde befand, begann der Vorstand damit, das Vereinsleben neu zu gestalten.

1968 wurde Horst Aubertin zum ersten Vorsitzenden gewählt und noch im Juni des gleichen Jahres fand die erste Volkswanderung in Karlsbrunn statt. Ein Jahr später nahm die Spiel- und Wanderschar, ein Halbtagskindergarten unter der Leitung von Christel Desgranges, ihre Tätigkeit auf, womit der Turnbetrieb erst wieder richtig anlief. Dieser Kindergarten, in dem drei- bis sechsjährige Kinder betreut worden waren, wurde 1975 von der Gemeinde übernommen, da der Verein nach einem neuen Vorschulgesetz nicht mehr in den Genuß von Fördermitteln kommen konnte. In Verbindung mit der Spiel- und Wanderschar führte der Verein ab Mitte der 7Oer Jahre einen Martinsumzug durch, der mittlerweile zur Tradition geworden ist, und allenthalben von vielen Kindern aus der Umgebung besucht wird.

1970 verstarb das Gründunsgmitglied und Oberturnwart Rudolf Voltz, worauf zu seinem Gedenken, im Rahmen eines Schauturnens, am 9. Januar 1971 die Turnhalle in ,,Rudolf-Voltz-Halle“ umbenannt wurde. Ein Jahr später, 1972, spaltete sich die am 17. Mai 1965 in der Krise gegründete Sparte „Fußball“, in einer Generalversmmlung vom Turnverein ab und bildet seither den „Sportverein Karlsbrunn“.

1977 hatte der Turnverein Karlsbrunn Grund zum Feiern, denn er konnte auf ein halbes Jahrhundert Vereinsgeschichte zurückblicken, was auch gebührlich in einer Festwoche im Juni begangen wurde.

 

Die jüngere Vergangenheit

Ein ähnlich bedeutendes Ereignis wie der Bau der Turnhalle in der 3Oer Jahren war in der neuesten Vereinsgeschichte das Schaffen einer 330 m langen Rundlaufbahn im Wiesental. Nachdem der Vorstand in den Jahren 1981/82 sich vergeblich bemüht hatte, die Gemeinde dazu zu bringen, beim Bau des Hartplatzes im Wiesental eine 400 m Rundlaufbahn einzuplanen, diese aber ablehnte, erhielt man 1983 endlich grünes Licht, eine 330m-Bahn zu bauen. Noch im gleichen Jahr wurde der erste Teil in Eigeninitiative der Vereinsmitglieder fertiggestellt und nach vielen freiwilligen Arbeitsstunden, das ganze Jahr 1984 hindurch, unter Einsatz erheblicher finanzieller Mittel, die Rundlaufbahn zum Abschluß gebracht, worauf sie in Gegenwart des Bürgermeisters und des Ortsvorstehers am 29. Juni 1985 eingeweiht wurde.

Die jüngste Vereinsgeschichte ist von einer Phase der Kontinuität sowie des sportlichen Erfolges für Turner und Schützen gekennzeichnet. So errangen die Schützen mehrfach Titel auf Landes- und Bundesebene, ja sie schafften es bis ganz nach oben zu einem europäischen Titel und einem Olympiasieg.

Bei den Turnern stellte sich der Erfolg vor allem auf dem Gebiet der Leichtathletik, insbesondere in den Disziplinen Schleuderball, Steinstoß und Hochsprung ein.

Die beiden Sparten, die harmonisch und unter dem Dach des Gesamtvereines lebten, mußten sich aber, zum Bedauern aller, aus steuerrechtlichen Gründen trennen und bestehen seit Januar 1995 als Turnverein Karlsbrunn und Wildparkschützen nebeneinaner. Es verbindet Turner und Schützen jedoch nach wie vor ein sehr enges Band der Freundschaft, was sich an der gegenseitigen Hilfe und dem wechselseitigen Besuch von Veranstaltungen zeigt.

Zum Abschluß der Vereinsgeschichte noch ein kurzer Blick auf die Aktivitäten des TVK: Bis zum heutigen Tage führt der Turnverein Karlsbrunn an Veranstaltungen die Fastnachtsturnstunde, die Vereinsmeisterschaft, den Warndt-Wald-Wandertag, den Martinsumzug sowie das vorweihnachtliche Schauturnen durch, wobei zu erwähnen ist, daß diese Festivitäten, bei der Bevölkerung aus nah und fern, auf reges Interesse stießen und stoßen.

Was die sportlichen Aktivitäten anbelangt, so hat sich der TVK vor allem der Jugendarbeit verschrieben, doch bieten wir auch für alle jung gebliebenen ein breites Angebot an Übungsstunden an, die von Leichtathletik und Volleyball über chinesische Heilgymnastik und Wirbelsäulengymnastik bis hin zum Krabbelkereis für unsere Kleinsten gehen. Neu hinzu gekommene Sportarten sind Nordic-Walking und Tanzgymnastik für Frauen und Mädchen. Auch das Deutsche Sportabzeichen wird vom TVK durchgeführt. Es ist also für jeden etwas dabei.

Möge auch in Zukunft der Turnverein Karlsbrunn in der Gemeinschaft des Dorfes kulturell und sportlich tätig sein, denn schon Decimus Iunius luvenalis (X 356), ein römischer Dichter, meinte; „orandum est ut sit mens sana in corpore sano“ – „es ist wünschenwert, daß ein gesunder Geist in einem gesunden Körper wohnt.“

 

Gut Heil!

 

Chronist: Jörg Dalmatiner

Quelle: Dalmatiner, Jörg; Turnverein Karlsbrunn – Sparte Turnen, in: 275 Jahre Karlsbrunn, hrsg. vom Festausschuß 275 Jahre Karlsbrunn, Saarbrücken 1992, S. 81 – 84, ergänzt durch Karin Koch im Mai 2006